Die Entstehung eines Marktführers in der europäischen Holztrocknung

Im Jahre 1970, also vor mehr als 40 Jahren, wurde von Utec (dem späteren Valutec) in Skellefteå die erste Holztrocknungsanlage erbaut. Zwei Jahre später erhielt das Unternehmen das erste Patent auf seinen dynamischen Trocknungsprozess, das der weiteren Entwicklung von Konstruktion und Technologie kräftigen Vorschub leistete. Die Geschichte erzählt davon, wie aus dem damaligen Valutec der heute größte Lieferant von Holztrocknungsausrüstung in Europa wurde.

Anders Lövgren gründete damals gemeinsam mit den Brüdern Mats und Pähr das Unternehmen Utec, welches wir heute, nach mehreren Fusionen und umfangreichen Wachstum, als Valutec kennen. Dank ihres Geschäftssinns, ihres Neudenkens und ihres technisches Interesses haben die Gründer gemeinsam mehreren Unternehmen in der Region Skellefteå zur Gründung und Entwicklung verholfen.
Der Unternehmergeist war schon immer tief in der Familie verwurzelt. Anders, damals ein junger Mann mit Abschluss eines dreijährigen, technischen Gymnasiums, engagierte sich zusammen mit seinen Brüdern Mats und Pähr in das Bauunternehmen seines Vaters Alfred.
– Dass ich einmal Bauingenieur werde, stand für mich schon im Alter von 7 Jahren außer Zweifel, erzählt Anders. Wir bekamen außerdem eine hervorragende Ausbildung. Mein damaliger Mathematik- und Physiklehrer inspirierte mich mit seinen Kenntnissen.

Zeichnungen von 1911

Und das Unternehmen wuchs erfolgreich weiter. Das Familienunternehmen Lövgren war einfach ungewöhnlich rationell, man nutzte schon damals die Arbeitstage besser aus.
– Wir setzten uns sehr viel mit Problemen wie z.B. Wasserschäden auseinander. Aber wir besaßen auch ein Funkgerät, selbststeuernde Einheiten und wir hatten ein cleveres Buchhaltungssystem entwickelt.
Einen großen Projektauftrag bekam man durch die geplante Investition des Unternehmens Myckle Såg bei Skellefteå, wo man unter anderem einen neue Holztrocknungsanlage errichten wollte. Das Vertrauen, einen Trockner zu konstruieren, wurden einem erfahrenen Berater für Heizung/Ventilation/Sanitär übergeben.
– Hierbei entstand mein Interesse an der Holztrocknung. Ich erkannte darin eine große, technische Herausforderung und sah ein, dass ich mehr über diesen Prozess in Erfahrung bringen musste.
Gesagt, getan. Anders setzte sich in die Bibliothek und durchforstete die drei pädagogischen Abhandlungen Sägewerk 1, Sägewerk 2 und Sägewerk 3. Dabei wurde er auf eine Zeichnung aus dem Jahre 1911 aufmerksam, die eine Holztrocknungsanlage darstellte. Die gleichen Zeichnungen hatte der Berater in seinem Projekt benutzt!
– Ich sprach ihn daraufhin an „Aber etwas muss doch seitdem geschehen sein?“

„Mach es doch selber besser!”

Der Berater brauste auf, warf die Zeichnungen vor Anders‘ Füße, bezichtigte ihn bei Alfred der Respektlosigkeit und rief ”Mach es doch selber besser!”. Das verstand Anders als eine Aufforderung: Anstelle des Modells von 1911 bekam Myckle einen staplerbeschickten Kammertrockner, etwas für die damaligen Zeiten recht ungewöhnliches. Der Trockner wurde gemauert und mit einem Schiebetor samt Temperatursteuerung für Trocken- und Nasstemperatur ausgerüstet; und die Ausrüstung bezog man von Honeywell.
– Er funktionierte im Vergleich zu anderen Trocknern ausgezeichnet, denn diese wurden bestenfalls mit Nockenscheiben gesteuert. Viele kamen und wollten sich diese neue Schöpfung ansehen.
Kurz danach gab die Zeitung Svensk Träforskning einen Bericht mit dem Titel „Die sieben größten Probleme der Holztrocknung“ heraus, den zwei namhafte Professoren verfasst hatten. Der Bericht ging auf Undichtigkeiten, logistische Problem und Probleme mit der Steuerung ein.
– Damals gab es viele Marktanbieter, unter anderem die deutsche Firma Hildebrand, aber keiner war wirklich gut. Die größten Konkurrenten waren eigentlich die Holzhandel-Trockneranlagen.
Es gab also noch viel zu tun. Utec entwickelte Schiebetore, die damals meistens aus Stahl oder Holz gefertigt waren und während der Winterzeit leicht zu Vereisungen führten. Die patentierte Konstruktion von Utec gründete sich auf Aluminiumbalken zwischen zwei Lagen Kunststoffgewebe und einem Motorantrieb, der die Tücher beim Anheben der Aluminiumprofile einwickelte.
– Wir beauftragten IUC mit dem Test unserer Tore. Beim Test stellte sich heraus, dass die Luftleckage nur gering war und damit wurde der Einsatz der Holztrocknungsanlagen wirtschaftlich. Der Schiebetorhersteller wurde in den 80er Jahren veräußert und existiert nun unter dem Namen Megadoor an den meisten Flughäfen weltweit, berichtet Anders.
Ein weiterer Bereich mit Verbesserungsbedarf war die Steuerung. Anders trat in Kontakt mit Kjell Lidström, einem erfahrenen Elektronikingenieur, und herauszufinden, wie man die Steuerung verbessern konnte. Er wurde später ein bekannter Problemlöser und Erfinder für viele schwedische Unternehmen.
– Unser großer Vorteil war unsere Ahnungslosigkeit. Wir schauten nicht darauf, was andere taten, sondern lösten die Probleme selbst – und wir hatten das Glück, zur rechten Zeit präsent zu sein. Das Timing war perfekt.

Die Patentierung

Man erhöhte die Kapazität durch höhere Volumenströme und eine Heizung im Trockner. Man begann, den relativen Feuchtigkeitskoeffizienten als hauptsächliche Steuergröße einzubeziehen, anstelle von trockener und feuchter Temperaturvorgabe. Es dauerte nicht lange, bis der erste adaptive Regler für die Holztrocknung entstand.
Er besaß eine Platinensteuerung, bei der Gasleitungsziffern die relativ Luftfeuchte und die Temperatur im Trockner anzeigten. Diese Methode wurde 1972 patentiert und im Laufe der folgenden Jahre kamen weitere Komplettierungen der Methode und neue Patente hinzu.
Der erste Mikroprozessor, der zum Einsatz kam, war der Prozessor 1001, später ersetzt durch den neueren Prozessor 2002, dem logisch auch der Prozessor 3003 folgte. So ging die Entwicklung weiter. Im ständigen Bestreben, die optimale Endfeuchtigkeit zu erreichen, fand man ständig neue Arten der Messwerterfassung für den Trocknungsprozess. Im Jahre 1980 wurde das Steuersystem P7000 eingeführt.

Gutes Anlagenpersonal ist wichtiger als der Chef

Da die Steuerung im Lauf der Zeit eine immer wichtigere Rolle in der Holztrocknung bekam, wurde auch Valutec immer offensiver, um diese Tatsache an den Mann zu bringen.
– Wir machten oft darauf aufmerksam, dass gut geschultes Bedienungspersonal an der Trocknungsanlage dem Unternehmen mehr Geld einbringen kann als der Geschäftsführer. Das stimmte auch, denn wer ein wirkliches Interesse zeigte und den Trocknungsprozess gut im Griff hatte, konnte große Summen erwirtschaften – genau wie heute.
Das Unternehmen gewann immer mehr Vertrauen unter den Sägewerken in Schweden und Europa und erreichte 1997 mit seiner ersten Geschäftsübernahme einen neuen Meilenstein.
– Dies war Valmet mit ihrem Hauptgeschäft in der Prozessausrüstung für die Papierindustrie. Dort hatte man auch die Kompetenz für Wandertrockner, etwas, was nicht in unserem Sortiment war und außerdem in Finnland von großem Interesse.

„Nervige Konkurrenten“

Die Hauptkonkurrenten auf dem skandinavischen Markt waren zu dieser Zeit WSAB und ABB.
– Die Konkurrenz mit ABB war extrem nervig. Dort hatte man den Vorteil eines Börsenunternehmens und konnte sich auf sein starkes Markenzeichen stützen. Wenn die Ausrüstung begann, Probleme zu machen, brauchte ein Sägewerkschef ein starkes Rückgrat, um andere Alternativen als ABB zu wählen. Wir konkurrierten mehr mit dem Warenzeichen selbst und weniger mit der technischen Lösung.
Die Geschichte der Holztrocknung von ABB endete damit, dass Valutec deren Einheit im Jahre 2006 übernahm. Drei Jahre später wurde WSAB aufgekauft.
Der gemeinsam Nenner während dieser Zeit bis heute ist, dass Valutec die Entwicklung der Holztrocknung ständig vorwärtsgetrieben hat. Welches Geheimnis steckt dahinter?
– Wir haben uns immer am Kundennutzen orientiert. Und es ist uns immer gelungen, engagierte Mitarbeiter zu finden. Inzwischen wird das Geschäft von einer erfahrenden Gruppe getragen, in der jeder die Holztrocknung bestens beherrscht. „Es ist schön, wenn man sieht, wie anhand der modernsten technischen Möglichkeiten die Konstruktionen optimiert werden und die Qualität der Holzprodukte weiter steigt“, rundet Anders das Gespräch ab.

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